„Wie man einen verdammt guten Thriller schreibt“ von James N. Frey
Der Ratgeber Autor James N. Frey, dessen derzeit aktuellstes Werk unter dem Titel Wie man einen verdammt guten Thriller schreibt um einen Platz in den Bücherregalen angehender Nachwuchsautoren buhlt, ist bereits der fünfte einer Reihe, die sich mit dem Handwerkszeug der Autoren befasst. Frey selbst schrieb neun Krimis, von denen keiner besonders erfolgreich war. Warum Frey das Genre des Thrillers erst jetzt zu Wort kommen lässt, bleibt offen, doch er versucht dem Leser nahezubringen, warum und wann Texte den Adressaten – nämlich den Leser – wirklich zum „thrillen“ bringen und wann sie uns eher ein müdes Gähnen entlocken.
Er selbst aber hat sich beim Verfassen des Ratgebers nicht an seine Vorschläge zur Umsetzung gehalten, denn es verfolgen den Leser bei der Lektüre die Wörter „Verdammt“ und „clever“ fast pausenlos. Deshalb ist Frey vor allem Wiederholungstäter, denn nichts beeinflusst beim Lesen so, wie bestimmte, regelmäßig eingesetzte Schlüsselwörter des Autors.
Frey zufolge tendieren gute Autoren dazu einen Helden zu kreieren, der sich gegen das Böse stellt um es zu bekämpfen oder seine schlechten Taten zu verhindern. Dabei steht der Held gewöhnlich unter Zeitdruck, kämpft gegen erhebliche Widerstände, opfert sich für die anderen Protagonisten auf und es wird klar, dass viel auf dem Spiel steht, wenn er versagt. Hingegen macht es selten Sinn, den Bösewicht zu verwandeln, ihm im Laufe der Geschichte ein positives Gesicht zu verschaffen. Die Stimmung des Lesers wird dadurch nicht aufgebaut oder schlägt zu Gunsten des Bösewichtes aus, sondern wird stetig abgekühlt und emotionslos. Es ist nötig, dass der Autor dem Leser Ereignisse und Resultate nicht nur verspricht, sondern dass sich beim Lesen die gemachten Erwartungen auch erfüllen. Ohne diese sich aufopfernden Helden, die sich jeder Situation tapfer stellen und alle Schwierigkeiten überwinden, kann es also laut James N. Frey keine gelungenen Thriller geben.
Als Anschauungsobjekte nutzt der Ratgeber-Autor verschiedene Bestseller des Genres, die sich nach Freys Ansicht zum Vergleich heranziehen lassen. In dieser Tradition sieht er bekannte Thriller-Vorbilder wie „Alien“, „Der Schakal“, „Der Knochenjäger“, Sakrileg“, „Die Bourne-Trilogie“ und „The Green Mile“. Hier wird diese Rollenverteilung und der Aufbau des Plots immer wieder deutlich analysiert und so wird auch verständlich, dass es die Dramaturgie des Werkes und die Veranlagung der Charaktere ist, die den Reiz einer Geschichte ausmachen. Frey jedoch geht hier so ins analytische Detail, dass man zwar die festgelegten Muster erkennt, aber an ihrem Beispiel nicht wirklich eigene Plots entwerfen kann. Zu sehr sind sie festgelegt auf die jeweils eine Geschichte, die er beschreibt.
Die Funktion des Ratgebers schwingt ins Analytische, wenn der Autor durch die Auflistung positiver Aspekte aus bekannten Werken, den Ratsuchenden erhellen will. Man hätte mit dem gleichen Ergebnis auch weniger Seiten bemühen können. Viel zu oft erklärt er, statt an Büchern, anhand bekannter Filme, was er meint. Wer seine Hinweise jedoch bis zur letzten Seite liest, der ahnt am Ende, warum mancher Filmthriller nicht mitreißen kann. Und wer später einen Thriller zur Hand nimmt, der beginnt selbst, statt der Lektüre die Analyse in den Vordergrund zu rücken.