„Handwerk Humor“ von John Vorhaus
„Die östliche Philosophie beschreibt Kreativität als „Eimer zum Fluss tragen“. Der Fluss ist immer da, aber manchmal klappt es mit den Eimern nicht so richtig. Neben allem anderen ist dies ein Buch darüber, wie man bessere Eimer herstellt.“ (Seite 12, „Handwerk Humor“, John Vorhaus)
Kann man bewusst witzig sein? Kann man Humor lernen? Der Ratgeber „Handwerk Humor“ von John Vorhaus zeigt zumindest viele Möglichkeiten auf, sich diesem Thema zu nähren.
Bereits auf den ersten Seiten schlägt der Autor einen lockeren Ton an und räumt alle Zwänge aus: „Die erste Regel lautet, es gibt keine Regeln. Betrachten Sie nichts von dem, was ich hier schreibe, als der Wahrheit letzten Schluss.“
Man merkt schnell, dass der Autor gern mit Prämissen arbeitet. „Wer seine Figur oder seinen Plot nicht in einem Satz beschreiben kann, der kennt die Substanz noch nicht gut genug.“ Im ersten Moment erscheint diese These etwas gewagt: Schließlich sind vielschichtige Figuren mehr, als nur ein Satz. Dabei geht es jedoch um das Zusammenspiel von mehreren Aspekten, die eine Figur charakterisieren können: Bei der Ausarbeitung stellt man die komische Perspektive auf, erarbeitet die innere Perspektive, macht sich Gedanken über die Realität. Ähnliches passiert auch bei den Konflikten der Figur: Wie lauten die Prämissen für einen globalen, lokalen und inneren Konflikt? Was sind die inneren und äußeren Bedürfnisse einer Figur?
John Vorhaus beschäftigt sich nicht nur mit den Regeln, die einem helfen können, Witze zu reißen, sondern setzt sich sehr ausführlich mit dem Plot und den Charakteren auseinander. Denn eins ist klar: Ein Roman ist mehr, als nur eine Ansammlung von Schenkelklopfern. Daher kann dieses Buch auch Autoren empfohlen werden, die ernste Geschichten schreiben wollen.
Im Buch finden viele amerikanische Filme und Serien eine Erwähnung und dienen dabei als Beispiel für die vorgestellten Konstrukte. „Al Bundy“, „Ausgerechnet Alaska!“ und „Tootsie“ mag man vielleicht auch in Deutschland kennen, viele Titel waren mir aber unbekannt, was natürlich etwas schade ist.
John Vorhaus zeigt auch einige Regeln, nach denen Witze funktionieren: die Dreierregel, die Vorbereitung der Pointe – leider widmet er diesem Bereich etwas weniger Aufmerksamkeit, als ich mir wünschen würde. Und obwohl die meisten Thesen des Autors den Kern wie die Faust aufs Auge treffen und für viele „Aha-Erlebnisse“ sorgen, wäre ich zumindest bei einer Behauptung als Romanautor etwas vorsichtig. Vorhaus stellt „Spannung vor Logik“ – was für Stand-up-Comedy etc. eventuell funktionieren mag, bei einem Roman jedoch zu Schwierigkeiten führen könnte.
Fazit: In einem lockeren Stil erzählt John Vorhaus, wie man Plots entwickelt, komische Figuren zeichnet und diese in lustige Situationen versetzt. Ein empfehlenswerter Ratgeber, nicht nur für Autoren witziger Bücher. Besonders für Einsteiger in dieses Thema ist dieses Buch eine kleine Offenbarung.
Olga A. Krouk